Wie wir trotzdem für einander da sein können:

Trotzdem füreinander da sein ist so wichtig – gerade in dieser Zeit. Ich wohne allein und bin erst seit ein paar Wochen nach einer Knieoperation wieder zu Hause. Ich kann mich schon gut bewegen, aber bis zum Supermarkt zu gehen fällt mir noch schwer.

Jetzt mit dem Coronavirus habe ich mich zusätzlich dazu entschlossen sicherheitshalber daheim zu bleiben. Meine Familie wohnt weiter weg und kann mich zurzeit nicht ohne weiteres Besuchen. Ich kümmere mich also selbst um alles und hatte mich für die ersten Tage mit genug Essen eingedeckt.

Auf dem Rückweg vom Einkaufen traf ich meine Nachbarn. Sie wohnen mit mir auf derselben Etage. Sie sprachen mir Mut zu und sagten, dass es das Richtige ist zu Hause zu bleiben, auch wenn ich meine Familie und vor allem meine Enkel sehr vermisse.

Die Überraschung

Vor ein paar Tagen bin ich wie gewohnt zum Briefkasten gegangen. Erst als ich zurück in meine Wohnung ging, habe ich bemerkt, dass an meiner Haustür ein Zettel klebte. Darauf stand: 

„Liebe Helga, wir wissen, dass du dich nach deiner Operation noch erholen musst und dich in dieser Zeit auch entschlossen hast zu Hause zu bleiben. Wir unterstützen dich, damit du gesund bleibst. Falls wir für dich einkaufen gehen können, dann lege uns deine Einkaufsliste auf die Hausmatte. Du kannst uns auch über Handy erreichen. Du bist nicht allein!“ 

Ich konnte vor lauter Überraschung erst mal gar nicht reagieren. Diese Geste hat mich zutiefst berührt. Wir Nachbarn verstehen uns untereinander gut. Auf ihre kleine Tochter habe ich so gar schon einmal aufgepasst. Trotzdem blieb mir das Herz kurz stehen. Ich denke an meine Familie und meine Enkel, die ich so sehr vermisse. Das Gefühl, das mir meine Nachbarn mit dieser Geste gaben, hat mir Trost geben – Zuversicht und Geborgenheit. 

Und die Überraschungen hören nicht auf…

Gestern haben meine Nachbarn nun das erste Mal für mich eingekauft. Meine Einkaufsliste haben sie per WhatsApp bekommen, Geld zum Einkaufen habe ich ihnen in einem Umschlag in den Briefkasten gelegt. Sie schrieben mir, sobald meine Einkäufe vor der Tür standen und ich sie reinholen könne. Alles war dabei – zusätzlich sogar noch ein Bund Tulpen und ein selbstgemaltes Bild von ihrer kleinen Tochter. Mir stiegen die Tränen in die Augen. 

Ich bin zutiefst berührt 

Für mich ist das nicht nur solidarisches, sondern familiäres Verhalten! In dem Moment, in dem ich auf mich selbst gestellt war und meine eigene Familie sehr vermisste – haben mich meine Nachbarn einfach so in ihre Familie aufgenommen. Es berührt mich zutiefst! Ich weiß, dass ich nicht allein bin und ich mich immer auf sie verlassen kann. Trotzdem füreinander da sein – das ist dass, woran wir gerade alle denken sollten. Diese Zeit schaffen wir gemeinsam! Das weiß ich nun. Der Stein, der mir vom Herzen fiel, war riesig und sein Platz wurde von purer Liebe eingenommen. 

Da ich ohnehin nun viel Freizeit habe, habe ich aus einem Teil der Einkäufe Muffins als Dankeschön für meine Nachbarn gebacken. Nun steht auch mal etwas vor ihrer Tür. Trotzdem füreinander da sein – nichts ist momentan wichtiger.

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